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Was ist klassische Homöopathie?

Sicherlich haben Sie schon einmal etwas von Homöopathie gehört, können sie aber schwer von anderen natürlichen oder auch ganzheitlich genannten Heilmethoden unterscheiden.

Natürliche Heilweisen kennen wir alle: die berühmten Zwiebelwickel sind hinlänglich bekannt bei Ohrenschmerzen oder die Ringelblumensalbe bei Entzündungen, Kräutertees gegen Husten und Blasenentzündung usw. Ganzheitlich sind diese Heilmethoden jedoch nicht. „Ganzheitlich“ bedeutet, den ganzen Menschen mit einzubeziehen, mit seinem körperlichen und seinem emotional-geistigen Befinden, kurzum der Summe seiner Symptome.

Was sind aber Symptome? Was ist Krankheit überhaupt?

Der Abwehrmechanismus jedes Organismus ist ständig bemüht, eine Balance / ein Gleichgewicht zu halten bzw. wiederherzustellen. Dies gelingt ihm jedoch nicht immer. Würde dieser Abwehrmechanismus immer perfekt funktionieren, gäbe es kein Leiden, keine Beschwerden, kein Kranksein.

Sind die äußeren Einflüsse (und hierzu zählen auch emotionale Einflüsse oder z.B. Vererbtes) beispielsweise stärker als die Widerstandskraft des Organismus, so wird dieses Gleichgewicht gestört. Es entstehen gewisse Zeichen und Symptome, entweder auf körperlicher, seelischer oder geistiger Ebene.

Diese Zeichen und Symptome werden dann als „Krankheiten“ bezeichnet.In Wirklichkeit sind sie Zeichen des Kampfes, den der Abwehrmechanismus gegen den krankheitserregenden Einfluss führt.

Wir kennen das bei Fieber, von dem auch die Schulmedizin langsam weiß, dass man es möglichst nicht unterdrücken sollte, sondern dass Fieber eine gute und wichtige Reaktion des Immunsystems ist, mit den Erregern fertig zu werden.Wir kommen später noch einmal auf dieses Thema zurück. Jetzt möchte ich Ihnen zunächst etwas über die Homöopathie und ihre Geschichte erzählen:

Der Begründer der Homöopathie



Friedrich Samuel Hahnemann
              1755-1843

Friedrich Samuel Hahnemann lebte von 1755-1843. Er war Apotheker, Chemiker und Arzt, aber sehr unzufrieden mit seinem Berufsstand der damaligen Zeit. Die therapeutischen Methoden erschöpften sich schon bei Aderlass, Klistieranwendungen und Bädern.

"Eine Menge Ursachen, ich mag sie nicht herzählen, haben seit einigen Jahrhunderten die Würde jener Gott nachahmenden Wissenschaft, der praktischen Heilkunde, zur elenden Brotklauberei, zur Symptomenübertünchung, zum erniedrigten Rezepthandel, Gott erbarms, heruntergetrieben, zum Handwerke, das die Hippokraten unentdeckbar unter den Troß befranzter Arzneibuben mischt...“„... Auf diese Art ein Mörder oder Verschlimmerer des Leidens meiner Mitmenschen zu werden, war mir der fürchterlichste Gedanke, so fürchterlich und ruhestörend für mich, dass ich in den ersten Jahren meines Ehelebens die Praxis ganz aufgab und fast keinen Menschen mehr ärztlich behandelte, um nicht noch mehr zu schaden...“

So lebten er und seine Familie lange Zeit von seinen Übersetzungen von Werken aus der Medizin und der Chemie. Hahnemann beherrschte 5 Sprachen perfekt. In einem dieser Werke, die er übersetzte, stieß er auf den Hinweis, wonach Chinarinde zur Behandlung von Wechselfieber (Malaria) diene. Warum gerade Chinarinde? Fragte er sich und führte einen Selbstversuch durch: Er nahm das Präparat Chinarinde ein und entwickelte prompt die Symptome, die eine Malaria auslöst.

Zahlreiche weitere Versuche mit Familienmitgliedern und Freunden und auch viele Selbstversuche ließen ihn ein Naturgesetz finden, das bereits Paracelsus schon erwähnte:

Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt: Similia similibus curentur

= es hilft bei einer Krankheit die Arznei, die die weitestgehend ähnlichen Symptome bei Einnahme durch einen Gesunden produziert.

In den ersten Jahren therapierte Hahnemann noch mit den puren Arzneisubstanzen, stellte dann jedoch fest, dass die Reaktionen immer zu stark ausfielen, bevor eine Besserung eintrat. Deshalb verringerte er die Arzneigaben immer mehr, bis er dazu überging, sie zu verdünnen und bei jedem Verdünnungsschritt zu verschütteln (Schüttelschläge), um die Arzneistoffe gleichmäßig in der Trägersubstanz zu verteilen. Diese Verdünnung und Verschüttelung nannte er „Potenzierung“ oder „Dynamisierung“. Er stellte hierbei auch fest, dass eine alleinige Verdünnung, ohne Verschüttelungsvorgang, nicht eine solch tiefe und langanhaltende Wirkung hatte, wie die vollständige Potenzierung.

Die homöopathischen Arzneimittel waren somit geboren.

Auch heute noch erfolgt das Herstellungsprinzip aller homöopathischer Arzneien streng nach den Geboten Hahnemanns. Dies gewährleistet das HAB, das Homöopathische Arzneibuch.

Die homöopathischen Arzneimittel

Als Ausgangsstoffe für homöopathische Arzneimittel dienen Produkte aus dem Pflanzen-, Mineral- oder Tierreich oder auch direkte Erregerprodukte.

Diese werden in D-, C- oder Q-Potenzen hergestellt. D.h. 10er, 100er oder 50.000er-Potenzen.

Konkret:

  • 1 Teil des Ausgangsstoffes, verdünnt mit 9 Teilen Trägersubstanz (z.B. Alkohol), danach mittels der Schüttelschläge dynamisiert = D 1. Hiervon wieder ein Teil entnommen, verdünnt mit 9 Teilen Trägersubstanz = D2 usw.
  • 1 Teil des Ausgangsstoffes, verdünnt mit 99 Teilen Trägersubstanz (z.B. Alkohol), danach mittels der Schüttelschläge dynamisiert = C 1. Hiervon wieder ein Teil entnommen, verdünnt mit 99 Teilen Trägersubstanz = C 2 usw.
  • 1 Teil des Ausgangsstoffes, verdünnt mit 49.999 Teilen Trägersubstanz (z.B. Alkohol), danach mittels der Schüttelschläge dynamisiert = Q 1. Hiervon wieder ein Teil entnommen, verdünnt mit 49.999 Teilen Trägersubstanz = Q 2 usw.

Um festzustellen, welche Symptome die jeweiligen Mittel produzieren, werden seit Anbeginn der Homöopathie Arzneimittelprüfungen durchgeführt. D.h. gesunde Menschen nehmen die homöopathisch hergestellten Medikamente ein (selbstverständlich „doppelblind“, d.h. sie wissen nicht, um welche Substanz es sich handelt). Die Symptome, die diese Probanden dann in der Zeit der Dauer der Arzneimittelprüfung neu entwickeln, werden durch einen Supervisor und Prüfungsleiter genauestens protokolliert und später in sog. „Arzneimittellehren“ zusammengefasst. Es gibt mittlerweile zahlreiche Arzneimittellehren und mehr als 2.000 homöopathische Mittel.

Wie wirkt die Homöopathie?

Lassen Sie uns nun noch einmal zurückkommen auf den Ausgangspunkt: Was sind Symptome, was Krankheiten und wie geht eine wirkliche Heilung vonstatten?

Georgos Vithoulkas, der bekannte griechische Homöopath und Träger des Alternativen Nobelpreises 1996, schreibt hierzu:

„So etwas wie eine lokale Krankheit gibt es nicht, man kann diesen Begriff allenfalls bemühen, um anzuzeigen, dass ein bestimmter Teil des Organismus besonders stark befallen ist. Falsch wäre es, wollte man behaupten, ein Organ leide unabhängig von den anderen. Auch in der orthodoxen Medizin setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass es keine isolierten Krankheiten gibt, sondern nur kranke Menschen; allerdings bleiben das meist Lippenbekenntnisse. So werden z.B. Patienten, die an Asthma, Verstopfung und rheumatischen Schmerzen leiden, von allopathischen Ärzten noch immer mindestens drei recht unterschiedliche Medikamente verschrieben – je eins für jede „Krankheit“, während der homöopathische Arzt nur ein Mittel verordnet, das den Menschen wieder grundsätzlich ins Gleichgewicht bringt und ihn damit von allen Beschwerden befreit.“

Demzufolge ist man in der homöopathischen Behandlungsweise bestrebt, ein einziges Medikament zu finden, das der Individualität des Patienten und seiner Symptome am besten entspricht. In der Homöopathie werden keine Krankheiten behandelt, sondern der Mensch.

Indem der Patient nun ein Mittel einnimmt, das, wäre er gesund, im Idealfall genau seine Symptome produziert, so tritt ein sog. Resonanzprinzip ein. Ein Beispiel hierzu: Haben wir in einem Raum zwei Stimmgabeln mit der gleichen Frequenz und schlagen eine an, so beginnt die andere in Resonanz mit der ersten mit zu schwingen. Haben wir Stimmgabeln ähnlicher Frequenz, so wird die zweite zwar mitschwingen, aber verminderter.

Die Resonanz des Organismus ist so zu sagen die Antwort auf den Reiz, den das homöopathische Mittel auslöst.

Durch die Resonanz des Organismus kommt es zunächst meist zu einer kurzfristigen Verstärkung der bestehenden Symptome. Dies ist bekannt als sog. „Erstverschlimmerung“, die jedoch nicht zwangsläufig eintreten muss.

Im weiteren Prozess reagiert der Organismus mit einer Steigerung der Selbstheilungskräfte, weil ihm ja die Information gegeben wurde, die Beschwerden seien viel stärker, als sie sind. Dieser Selbstheilungsprozess kann u.U., wenn die Lebenskraft sehr hoch ist und das Mittel zu nahezu 100% identisch, spektakulär schnell gehen. So sieht man es oft bei akuten Krankheiten, wo z.B. das Fieber sich sofort senkt und es dem Patienten sofort besser geht. Meist ist die Reaktion des Organismus aber eine sehr subtile Angelegenheit, die genauestens beobachtet werden muss und für die man viel Geduld mitbringen sollte. Genaugenommen heilen also nicht die homöopathischen Medikamente, sondern der Körper heilt sich selbst durch die Steigerung seines Abwehrmechanismus.

Die Dauer und Stärke einer Reaktion hängt zum Einen von der gegebenen Potenz eines Mittels ab und zum anderen – vorallem – von der Reaktionsfähigkeit des jeweiligen Organismus und auch der Dauer des Bestehens und der Tiefe einer Erkrankung.

Die homöopathische Behandlung

Eine klassisch homöopathische Behandlung geht nun folgendermaßen vonstatten:

1. Erstanamnese

Sie haben sicherlich schon einmal den Begriff „Erstanamnese“ im Zusammenhang mit der Homöopathie gehört.

Den Begriff Anamnese kennen Sie vielleicht von Ihrem Hausarzt. Eine homöopathische Anamnese ist hiermit jedoch nicht zu vergleichen. Der Homöopath muss diesen Menschen, dessen ähnlichstes Mittel er finden will, genauestens kennenlernen. Hierzu gehört erst einmal, dass man als Patient eine gehörige Portion Offenheit und Vertrauen mitbringen muss und die Bereitschaft, sich auf einen Wachstumsprozess einzulassen, gemeinsam mit dem Homöopathen.

Alle Informationen sind hierbei für den Behandler wichtig:

Die körperlichen Symptome erst einmal im Detail, mit allen ihren sog. Modalitäten, d.h.

  • wodurch wird der Schmerz verschlimmert (Wärme, Kälte, Druck, Essen, Trinken, abends, morgens...)
  • und wodurch gebessert (Wärme...)?
  • Wann und wie sind die Beschwerden erstmalig aufgetreten?
  • Wohin erstrecken sie sich? usw. usf.

Der Homöopath muss z.B. erfahren, ob Sie je auf eine Impfung reagiert haben oder ob Sie je Warzen hatten, wie Ihre Kindheit war, auch alle Details bezüglich Ihrer psychischen Verfassung, welche Ängste Sie haben, ob Sie reizbar sind oder was Sie gerne essen oder nicht mögen, ob Sie schwitzen und unter welchen Umständen und wo am Körper, in welcher Lage Sie meistens schlafen und was Sie vielleicht häufig träumen.

Dieses erste Gespräch nimmt viel Zeit in Anspruch. Man plant hier zwischen 1 und 3 Stunden ein.

Sodann wertet der Homöopath alle erhaltenen Informationen aus. Hierzu benutzt er seine umfangreiche Literatur und ggf. seinen Computer. Der Computer dient dazu, die rein rechnerische Arbeit zu vereinfachen, um zum höchstmöglichen Mittel zu finden. Alle wesentlichen und individuellen Symptome werden nachgeschlagen in einem dicken Buch, dem sog. „Repertorium“, das es auch als Computerversion gibt. Es wird hiermit eine Art Wahrscheinlichkeitsrechnung erstellt.

Danach erhält der Patient sein homöopathisches Mittel, in der Regel in einer Einzeldosis, 3 Kügelchen (Trägersubstanz Milchzucker) zur einmaligen Einnahme.

In der Folgezeit ist es äußerst wichtig, dass man sich und alle seine Reaktionen ganz besonders gut beobachtet.

2. Folgetermine

Folgetermine finden i.d.R. jeweils ca. 4 Wochen später statt. Hier wird gemeinsam erarbeitet und überprüft, ob und wie die Lebenskraft auf das homöopathische Mittel reagiert hat. Es wird beurteilt, ob das Mittel gewirkt hat und vielleicht wiederholt werden muss, ob es noch arbeitet oder ob ein Folgemittel nötig ist.

Hierfür ist nicht mehr so viel Zeit notwendig, i.d.R. ca. 1/2 Stunde.

3. Reaktionsmöglichkeiten

a. Erstverschlimmerung

Von der sog. Erstverschlimmerung haben Sie schon kurz gelesen. I.d.R. ist sie fast immer ein gutes Zeichen, da diese Reaktion bedeutet, dass der Abwehrmechanismus angesprochen wurde und zu arbeiten beginnt. Meist klingen die verstärkten Symptome nach einigen Tagen ab und eine Besserung tritt ein.

b. Ausscheidungsreaktionen

Es kann auch nach dem homöopathischen Mittel zu Ausscheidungsreaktionen kommen, die ebenfalls sehr begrüßenswert sind. Dies wären z.B. kurzfristiger Durchfall, Schweiße oder auch Reaktionen, die sich auf der Haut zeigen.

c. Müdigkeit

Im akuten Fall ist dies oft sehr deutlich: man gibt das richtige Mittel und das Kind schläft ein und schläft sich gesund. Aber auch bei chronischen Fällen tritt oft nach der Mittelgabe einige Tage ein erhöhtes Schlafbedürfnis ein, dem man unbedingt nachgeben sollte.

d. Rückläufigkeit der Erkrankung

Ein korrekter Heilungsverlauf ist rückläufig. D.h., die zuletzt aufgetretenen Beschwerden verschwinden zuerst. Dies bedeutet, dass oft während einer homöopathischen Behandlung alte Beschwerden, vorallem welche, die unterdrückt wurden, wieder auftauchen. Ein Hautausschlag beispielsweise, der mit Cortisonsalben „weggemacht“ wurde oder Warzen, die entfernt worden sind. Auch dies ist ein sehr gutes Zeichen.

e. Keine Reaktion

Wenn nach der ersten Mittelgabe überhaupt keine Reaktion aufgetreten ist, sollte man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Wie bereits gesagt, eine homöopathische Behandlung ist ein Prozess. Man benötigt viel Geduld und Selbstbeobachtung und muss auch mal „dranbleiben“.

Mit der Einstellung, die man der Schulmedizin oft gegenüber hat, wenn man Antibiotika möchte, kommt man homöopathisch nicht weiter. Und auf dem Weg zur Gesundung schon gar nicht.

Wie bereits gesagt, es gibt über 2.000 Arzneimittel und der Behandler ist auf die richtigen Informationen vom Patienten angewiesen, um zum richtigen Mittel zu gelangen.

Zum Abschluss nun noch eine kleine Anekdote von Samuel Hahnemann:

Hahnemanns Garten

Hahnemann hatte es am Anfang schwer in Koethen. Die Verleumdungen und Intrigen der Ärzte und Apotheker brachten die Bürger so gegen ihn auf, dass er nicht in den Straßen erscheinen konnte, ohne beleidigt zu werden – manchmal wurden sogar Steine auf ihn geworfen. Schließlich beschränkten sich seine Spaziergänge nur noch auf den Garten hinter dem Haus. Ein Verehrer Hahnemanns, der bei seinem Besuch in den Garten geführt wurde, sagte: „Herr Hofrath, das also ist der Garten, in dem Sie Ihren täglichen Spaziergang unternehmen – er ist aber wirklich sehr klein.“ „Wahrlich“, antwortete der alte Weise, „die Fläche ist klein, wie Sie sagen, aber Sie müssen gestehen, er ist nach oben hin grenzenlos!“

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